Austellung: «Ausblicke» 2022

im Treppenhaus der Militärkantine

Vernissage 17. September 2022, 15 Uhr

In der Ausstellung „Ausblicke“ weist Andi Gut weit über das eigentliche Thema der „Aussichten“ hinaus, welche er mit Bergen oder Gewässern malt. So finden auch abgründige Elemente ihren Platz, die zeitlich und räumlich unsere Bodenseeregion überstrahlen.

Wenn Andi Gut sich blaues Wasser und schneebedeckte Berge erarbeitet geht er aus von seinem Heimatort St.Gallen. Hier liegen Bodensee und Alpsteinmassiv um die Ecke. Aber in seiner typischen Art hört dort sein Horizont nicht auf. Er fischt im Netz der grossen weiten Welt und findet so einerseits Angespültes an weit entfernten Stränden, andererseits aber auch Gummitiere aus Fernost mit Tattoos von überall. Vermeintlich freundlich und sympathisch schwimmen diese personifizierten fremden Lebewesen auf unseren heimischen Gewässern, bis sie dann wohl ebenfalls irgendwo ablagern.

Ein Badender hängt im Nudistenkleid mit Blickrichtung Säntis wie an einem Sprungbrett (eine wunderbare Anspielung an die künstlerische Arbeit „Fernweh“ von Anastasia Katsidis auf dem obersten Treppenabsatz der Militärkantine.) Mit gespanntem Körper überschaut er die imaginierte Szenerie seiner Heimat. Er schlägt den Bogen vom Wasser zu den Bergmassiven, vom Lokalen zum Fernen. Heimat und Sehnsucht berühren sich.

Biographie

Andi Gut, das öffentlich kaum beschriebene Blatt, hat sich lebenslänglich seiner Berufung gewidmet: den schönen Künsten. Wenn der Rhythmus so bleibt, wagt er sich alle 20 Jahre an eine Ausstellung. Jetzt ist es wieder soweit. Am 5. Oktober 2018 eröffnete er seine Doppeldezeniums-Ausstellung. Hoffnung steht im Raum, dass der Künstler sich in Zukunft auch in kürzeren Abständen in der Öffentlich zeigt. Denn an «Material» fehlt es ihm nicht und auch die Qualität der Arbeit annektiert den Betrachtenden unmittelbar.

Verschiedenste Techniken hat er angewendet, aber hängen geblieben ist er an der Primamalerei, mit der er den Menschen im Alltag abbildet. Lange Zeit hat er in Brockenstuben und bei Trödlern gestrandete schwarzweiss Dias von Menschen durchwühlt, um aus gewöhnlichen (Familien)motiven aus der realen Welt, lebendige farbintensive künstlerische Zeugnisse zu schaffen.

Andi Gut gehört nicht zur Sorte der extrovertierten Kunstschaffenden, die die öffentliche Präsenz um jeden Willen suchen und brauchen. Heute ist die Vermarktung des Selbst auch weit wichtiger geworden, als die Arbeit an sich. Dies ist nicht nur eine Wahl der Künstlerinnen und Künstler, es ist geradezu ein Diktat der aktuellen Welt der Selfies und der Selbstoptimierung. Andi Gut als stillen Schaffenden ausserhalb jeder Zeit zu bezeichnen, griffe allerdings zu kurz. Auch seine Arbeit lässt sich gut im Zeitgenössischen verorten.

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